Der Trophäenschrank im Hause Pfeiffer in Bühl ist reichlich gefüllt. Die Geschwister Dino (Judo) und Roxane (Ju-Jutsu) sind schließlich ziemlich erfolgreich. Auf nationaler und auch internationaler Ebene. Im letzten Jahr wurde Dino Pfeiffer, eines der großen Judo-Talente in Deutschland, U-23-Europameister. Doch jetzt wurde er von Schwester Roxane, die alle nur Roxy nennen, übertrumpft Sie wurde im belgischen Gent mit Partnerin Laura Rösch aus Lauf U-21-Weltmeisterin.
Nicht im Judo, sondern im Ju-Jutsu. Auch nicht als. Solistin, sondern in der ganz speziellen Kategorie Duo. Ju-Jutsu, das ist vereinfacht gesagt eine Mischung aus Judo, Karate und Aikido. Beim Duo führen die beiden Kämpferinnen eine Art Kür vor, in der ganz bestimmte Techniken gezeigt werden müssen. Eine Sportlerin greift an, eine wehrt ab. Die Ausführung wird dann von Kampfrichtern nach einem Punktesystem bewertet. Ohne Harmonie, hohes Tempo, höchste Präzision und totale Abstimmung läuft nichts, so wie beim Paarlauf auf dem Eis. Gent, das war der vorläufige Höhepunkt der Karriere der beiden Sportlerinnen. Gleich im ersten Kampf trafen Roxy Pfeiffer und Laura Rösch, die als Nationalteam antraten, auf die Italienerinnen Martina Paciosellh/Jessica Castellani. Noch nie hatten sie gegen dieses Duo gewonnen, doch das änderte sich in Belgien. Mit einem ganz knappen Vorsprung setzte sich das Bühler Duo durch. „Das war natürlich ein toller Einstieg ins Turnier“, strahlt Annekathrin Rösch (20), die in Karlsruhe ein duales Studium im internationalen Business absolviert, wenn sie von diesem Auftakterfolg erzählt.
Die Österreicherinnen Jaqueline Horak/Katharina Kiefer waren anschließend kein sonderlich großes Hindernis — Pfeiffer/Rösch standen nach einem deutlichen Erfolg als Poolsiegerinnen fest und hatten sich für das Finale gegen ihre Teamkolleginnen Jara Kohlstedt/Julia Zwolinski (Berlin) qualifiziert. Bis es soweit war, musste das Bühler Duo allerdings viel Geduld aufbringen. Von 17 bis 20 Uhr tummelten sich die beiden mit Gerhard Kunz, ihrem Heim- trainer im Dokan Bühl, in der Aufwärmhalle. „Das war ziemlich zäh. Und wir waren alle aufgeregt, am meisten unser Trainer“, schmunzelt Roxy Pfeiffer (18), die sich am Bühler Windeck-Gymnasium auf ihr Abitur vorbereitet. Im Finale gegen das Berliner Duo lief dann alles nach Wunsch, Pfeiffer/Rösch blieben fehlerlos und sicherten sich ziemlich souverän den Weltmeistertitel. „Das war ein extrem tolles Gefühl“, schwärmt Annekathrin Rösch, und Roxy Pfeiffer fügt hinzu: „Im ersten Moment konnte ich das gar nicht glauben.“ Stolz wie ein Spanier auf seine beiden Mädels war natürlich Heimtrainer Kunz, den die Kampfsportlerinnen liebevoll „Daddy“ nennen: „Sie waren mental gut drauf, waren gut vorbereitet und haben genau das gezeigt, was wir immer und immer wieder geübt haben. Die Techniken. waren sauber und in hohem Tempo. Sie haben alles auf den Punkt gebracht. Ich hätte ihnen die gleiche Wertung gegeben.“ Früher, da war der „Daddy“ schon stolz auf einen badischen Meistertitel. Zum WM-Titel sagt er: „Das ist das Absolute.“
Gefeiert wurde in Gent dann auch, mit den Trainern und den Familienangehörigen. Ein Galadinner stand ebenso auf dem Programm wie die anschließende Disco. Doch noch in der Nacht zum Montag ging es heimwärts. Laura Rösch ging nachmittags ihrem Studium nach, Roxy Pfeiffer war von der Schule befreit und trainierte im Dokan Bühl den Nachwuchs, der sie mit großem Hallo begrüßte. Schnell hatte sich in der Region die Nachricht über den großen Erfolg des „Traumpaares“ herumgesprochen.
Seit 2004 trainieren die beiden Kämpferinnen unter Anleitung von Gerhard Kunz den Duo-Wettkampf, zu dem sie eher zufäffig gekommen sind. „Ich wurde gefragt, ob ich es nicht einmal im Duo versuchen möchte“, erzählt Rösch, die an dieser speziellen Art des Ju-Jutsu schnell Gefallen fand. Zigtausendmal müssen die Techniken im Training geübt werden, bis es ein Paar zur Perfektion bringt.
„Jeder muss sich auf den anderen hundertprozentig verlassen können. Sonst kann es Verletzungen geben“, erklärt Trainer Kunz, der Roxy Pfeiffer und Laura Rösch als sehr ehrgeizig und sehr fleißig charakterisiert: „Sie gehen auf ihre Ziele zu. Sie machen im Training oft mehr, als ich von ihnen fordere. Halbe Sachen gibt es bei ihnen nicht.“
Die Erfolge blieben nicht aus, denn 2009 wurden Pfeiffer/Rösch Dritte bei der Jugend-WM, 2010 folgte der zweite WM-Platz, der dritte Platz beim Europacup und die deutsche Meisterschaft. Bei der Senioren-EM 2011 sprang Rang fünf heraus, die German Open in Hanau wurden gewonnen — Genf folgte nun als absoluter Karriere-Höhepunkt.